#8 Also: Wie kann Schule Legasthenie verursachen?
Was wäre, wenn Schule Legasthenie verursacht? von Je’anna L Clements
Angesichts dessen, was wir über Motivation wissen, ist klar, warum junge Menschen, in einer Situation, die Selbstbestimmte Bildung ermöglicht, ihre ganze Kraft nutzen können, um alle Hindernisse beim Lesen zu überwinden. Es ergibt sogar Sinn, dass Ameer Baraka im Gefängnis plötzlich Lesen lernen konnte, obwohl er es bis dahin nie geschafft hatte.
Andererseits: wenn Motivation und Lernfähigkeit beeinträchtigt werden, wenn wir das Gefühl haben, dass andere Menschen für unser Handeln verantwortlich sind, wenn wir an unserer eigenen Kompetenz zweifeln, wenn Beziehungen beschädigt werden und wir uns ängstlich fühlen - leuchtet es auch ein, dass selbst nicht dyslektische Jugendliche oft eine Art „Leseallergie“ entwickeln, wenn sie in der Schule zum Lesen lernen gedrängt werden.
Wie Csikszentmihalyi betont, „hören viele Menschen auf zu lernen, nachdem sie die Schule verlassen. Unterricht über viele Jahre hinweg hinterlässt oft unan- genehme Erinnerungen. Weil ihre Aufmerksamkeit von Lehrbüchern und Lehrern manipuliert wird, betrachten sie den Schulabschluss als den ersten Tag der Freiheit“.1
Dieser „Norm“ steht die Tatsache gegenüber, dass Schulen mit selbstbestimm- tem Lernen oft mit jungen Menschen zu tun haben, die die „Schule“ so sehr lieben, dass sie keine Ferien wollen, leidenschaftliche Freude und Lust am Lernen besitzen und zu einem ungewöhnlich hohen Anteil ein Hochschulstudium aufnehmen wie die Abgänger der Sudbury Valley School.2
“Dysteachia“ ist im Englischen ein Begriff für Probleme, die aus unzulänglichem Unterricht entstehen (to teach = lehren, deutsch etwa „Lehrstörung“), und er wird oft verwendet, um darauf hinzuweisen, dass Lehrer auch in multisensorischen, auf Phonetik basierenden Lesetrainingsmethoden ausgebildet werden müssen.
Was aber, wenn „Lehrstörung“ viel mehr aussagt als das?