Bildungskrise! Ein System am Abgrund!
So lauten die Schlagzeilen in den deutschsprachigen Medien. Doch wie wollen wir die Bildung retten?
Viele Menschen, die diesen Substack lesen, denke ich wollen das Bildungsystem verbessern, weil sie sehen, dass es “kaputt” ist, aber man kann etwas, das kaputt ist, nicht reparieren, wenn man nicht weiß, was man will.
Welche Dinge kommen dir in den Sinn, was haben dir Menschen gesagt, warum du eine gute Bildung brauchst? Vielleicht haben die meisten gar nicht von Bildung gesprochen, sondern von Beschulung?
Was mir sofort einfällt, ist die Erzählung, dass du eine gute (Schul-)Bildung brauchst, um später einen guten Job zu bekommen. Aber was ist, wenn das, was der Lehrplan verlangt, nicht deine Stärke ist? Wie Sifaan Zavahir kürzlich in einem Vortrag sagte:
... Ich sollte gut lernen um einen guten Job zu bekommen, und als ich fragte, was mit den Leuten ist, die nicht gut lernen können, sagen wir, dass es für sie keine guten Jobs gibt, oder werden sie in schlechten Jobs stecken bleiben, wurde mir gesagt, ich solle keine unnötigen Fragen stellen...”.
Wer legt eigentlich fest, was gelernt werden soll? Was ist wichtig und was nicht? Und warum sollten wir dem Urteil dieser Leute vertrauen?
Wir müssen uns also zunächst die Frage stellen, was Bildung überhaupt ist, um sie “verbessern” zu können. Das ist gar nicht so einfach, denn meistens stellt sich die Frage erst, wenn wir merken, dass etwas verdammt schief läuft. Vielleicht haben wir in der Zwischenzeit selbst einen jungen Menschen in unserem Leben, der nicht 10 Jahre warten kann, bis wir herausfinden, worum es hier eigentlich geht.
Ich würde behaupten, dass die meisten freien Schulen, Lernorte immer noch auf den gleichen Zielen der Mainstream-Schulbildung basieren, die heutzutage hauptsächlich Menschen auf die Arbeitswelt vorbereiten und zu braven Staatsbürgern erziehen soll. (Zumindest wollen wir diesen Zielen entsprechen und vergleichen oft nur die akademische Leistung).
Meistens ändern wir nur die Methoden, um dies zu erreichen, aber nicht wirklich die Ziele selbst.
In Bezug auf diese Ziele gibt es eine wichtige Nuance in der Frage, wofür Bildung gut ist, die oft übersehen wird. Wenn wir nämlich fragen, wofür Bildung gut ist, antworten wir normalerweise nicht, wofür ich selbst Bildung will. Sondern welche Bildung wir uns für andere wünschen.
Was passiert aber, wenn wir “besser zu wissen glauben”, welche Bildung andere Menschen brauchen?
Wenn es also um Bildung geht, haben wir es mit zwei konkurrierenden Ideologien zu tun.
Die eine ist die Liberations-Ideologie, die besagt, dass wir alle frei sind, dass wir alle Würde haben und dass wir alle es verdienen, gut behandelt zu werden.
Die andere ist die repressive Ideologie, die besagt, dass es völlig in Ordnung und sogar notwendig ist, dass einige Menschen von der Ausbeutung und Unterdrückung anderer profitieren. Auch wenn dies uns in der nachhaltigsten Art der Unterdrückung verkauft wird, nämlich jemanden davon zu überzeugen, dass es zu seinem eigenen Besten ist.
Ob dieser Vektor der Unterdrückung das Geschlecht, die Vergangenheit, das Alter, das Blut, die soziale oder wirtschaftliche Klasse oder etwas anderes ist, wenn einige gewinnen, verlieren andere.
Diese repressive Ideologie erleben wir heute überall auf der Welt. Das heißt nicht, dass es in der Vergangenheit keine Kulturen gegeben hat, die gleichberechtigt und in Frieden erfolgreich zusammengelebt haben. (siehe z.B. diesen Artikel von Peter Gray)
Natürlich werden friedliche Kulturen wenig Ressourcen in Armeen investieren und wurden daher in der Vergangenheit sehr leicht von repressiven Kulturen (wahrscheinlich unseren Vorfahren) überrannt.
Heute finden wir diese Befreiungsideologie in Form der Menschenrechte ausgedrückt. Aber kennen die Menschen diese Rechte? Werden sie in unserer Kultur, in unserem Umfeld, in unseren Schulen, an unseren Lernorten und in unseren Familien gelebt?
Doch zurück zu den Fragen:
Was ist Bildung?
Was ist das Ziel von Bildung?
Ich freue mich auf Eure Kommentare. Ich wünsche mir, dass wir diese Plattform nutzen können, um uns auszutauschen und neue Gedanken und Ideen zu entwickeln, wie wir Bildung und Menschenrechte in Einklang bringen können. Meiner Meinung nach liegt es in unserer Verantwortung, das Recht auf Bildung für alle zu verwirklichen und nicht auf die Politik zu warten.
mit besten Grüßen,
Max Sauber
Dieser Artikel ist inspiriert vom Vortrags: Choosing the 'Rights' Direction - Using the UNCRC To Steer Education