Studien über Unschooling/Homeschooling/Home-Education/Selbstbestimmte Bildung usw.
Eine Liste und kurze Zusammenfassung von lesenswerten Studien und Artikel
Liebe Leser,
oft begegnen mir in Foren und Gruppen zum Thema “Unschooling”, “Homeschooling”, “Home-Education”, Selbstbestimmter Bildung, usw. die Frage ob jemand Studien diesbezüglich kennt. Auch fragen mich immer mal wieder Kollegen, die z.B. Weiterbildungen anbieten, wie doch nochmal die und die Studie hieß von der ich in einem Vortrag oder bei einem Gespräch erzählt habe.
Nachdem ich heute wieder einmal einer solchen Anfrage in einer Gruppe begegnete, kam mir die Idee hier für euch mir bekannte Studien zu sammeln indem ich euch hier kurz Forscher vorstelle die zum Thema Studien veröffentlicht haben. Ich werde diesen Artikel mit der Zeit wahrscheinlich immer wieder aktualisieren und erweitern. Ich freue mich auch wenn ihr in den Kommentaren eure Lieblings Studien/Artikel/Forscher mit mir und den anderen Lesern teilt.
Ich stelle euch hier zu den Artikeln eine kurze Übersetzung zur Verfügung und werde auch Links zu Vorträgen hinzufügen sofern möglich.
Meist findet ihr in den Artikel und Studien nochmal unendlich viele Quellen hin zu anderen Studien die dort zitiert werden. Ich wünsche euch viel Spass auf der Reise “down the rabbit hole”.
Peter Gray
Peter Gray, Ph.D., Forschungsprofessor am Boston College, ist Autor von Free to Learn (Basic Books) und Psychology (Worth Publishers, ein College-Lehrbuch in der bereits 8ten Auflage). Er hat in den Bereichen Neuroendokrinologie, Entwicklungspsychologie, Anthropologie und Bildung geforscht und veröffentlicht. Er hat an der Columbia University studiert und an der Rockefeller University in Biowissenschaften promoviert. In seiner aktuellen Forschung und seinen Veröffentlichungen beschäftigt er sich vor allem mit den natürlichen Lernwegen von Kindern und dem lebenslangen Wert des Spiels. Er ist Gründungsmitglied der gemeinnützigen Alliance for Self-Directed Education (Allianz für Selbstbestimmte Bildung) und Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Organisation Let Grow. Zu seinem eigenen Spiel gehören nicht nur seine Forschung und das Schreiben, sondern auch Langstreckenradfahren, Kajakfahren, Skifahren in den Wäldern und Gemüseanbau.
Natürlich findest du die Reihe Spielen macht uns Menschlich gleich hier in Deutscher Übersetzung.
Weitere Studien und Artikel findest du hier:
https://www.psychologytoday.com/us/contributors/peter-gray-phd
und auf Peter Gray’s Webseite
Ein paar Empfehlungen mag ich trotzdem hier auflisten:
Oxford Research Encyclopedia of Education
Self-Directed Education—Unschooling and Democratic Schooling
Grown Unschoolers’ Evaluations of Their Unschooling
Experiences: Report I on a Survey of 75 Unschooled Adults
Peter Gray & Gina Riley Boston College and Hunter College, US
Grown Unschoolers’ Experiences with Higher Education and Employment: Report II on a Survey of 75 Unschooled Adults Gina Riley & Peter Gray Hunter College and Boston College, US
Bücher:
Befreit lernen: Wie Lernen in Freiheit spielend gelingt - von Peter Gray (Autor)
Alan Thomas
Dr. Alan Thomas ist Entwicklungspsychologe. Er war als Lehrer auf allen Ebenen tätig, von der Grundschule bis zur Universität in Großbritannien, Holland, Spanien und Australien. Seit vielen Jahren ist er Visiting Fellow am Institute of Education, University of London, und erforscht die Home-Education, insbesondere informelles/autonomes/unschooling/natürliches Lernen. Er hat drei Bücher geschrieben und mit Hunderten von Familien in Großbritannien, Australien und Irland zusammengearbeitet, die zu Hause unterrichtet werden. Sein besonderes Interesse gilt dem informellen und konversationellen Lernen.
Begriffsklärung:
Alan Thomas spricht in seinen Büchern und Forschungsarbeiten von Informellem Lernen. Der Begriff Informelles Lernen oder auch Informelle Bildung hat meiner Ansicht nach so seine Vor und Nachteile. In einem Gespräch beim Essen meinte Alan Thomas zu mir dass er heute wohl auch eher den Begriff “Self-Directed Education” (Selbstbestimmte Bildung) nutzen würde. Wichtig finde ich in dem Kontext zu erwähnen dass es sich lohnt Studien zum Informellen Lernen bei unseren Recherchen hinzuzufügen. Ein Vorteil vom Begriff ist auch, dass er meist Pädagogen und Beamten die im Bildungsbereich tätig sind, bekannt ist. Nachteil ist dass es mehrere Definitionen des Begriffes gibt. Hier ein paar Beispiele:
Lernen, das außerhalb einer speziellen Lernumgebung stattfindet und sich aus den Aktivitäten und Interessen von Einzelpersonen und Gruppen ergibt, aber möglicherweise nicht als Lernen anerkannt wird.
Nicht kursbasierte Lernaktivitäten (z. B. Diskussionen, Vorträge oder Präsentationen, Information, Beratung und Orientierung), die von Menschen aus verschiedenen Bereichen und Organisationen (Gesundheits-, Wohnungs-, Sozial-, Arbeits-, Bildungs- und Berufsbildungsdienste, Beratungsdienste) angeboten oder gefördert werden, um auf deren Interessen und Bedürfnisse einzugehen.
Geplantes und strukturiertes Lernen, wie z. B. Kurzkurse, die als Reaktion auf festgestellte Interessen und Bedürfnisse organisiert werden, aber auf flexible und informelle Weise und in informellen Gemeinschaftsumgebungen angeboten werden.
Veronica McGivney
… the lifelong process by which every individual acquires and accumulates knowledge, skills, attitudes and insights from daily experiences and exposure to the environment – at home, at work, at play: from the example and attitude of families and friends; from travel, reading newspapers and books; or by listening to the radio or viewing films or television. Generally informal education is unorganized, unsystematic and even unintentional at times, yet accounts for the great bulk of any person’s total lifetime learning – including that of a highly ‘schooled’ person. (Coombs and Ahmed 1974: 8)
Artikel (Englisch):
Informelles Lernen, Home-Education und Homeschooling (Heimunterricht). Die meisten Familien, die damit beginnen, zu Hause "Schule zu machen", stellen fest, dass sich das, was in der Schule funktioniert, nicht ohne Weiteres auf das eigene Zuhause übertragen lässt. Die Eltern, die zu Hause unterrichten, müssen zwangsläufig Pionierarbeit für neue Bildungsansätze leisten, die fast immer weniger formal sind. Sie liefern überzeugende Beweise für das Potenzial des informellen Lernens. Alan Thomas untersucht einige wichtige Aspekte des Phänomens des "Home Education" und des "Homeschooling".1
Learning Informally Was Eltern, die zu Hause lernen, einen Bildungsforscher über die Natur des Lernens lehrten.
Die Geschichte, wie ich mich für das informelle Lernen interessierte, spiegelt das wider, was viele Eltern, die zu Hause lernen, durchmachen. Ich hatte das Gefühl, dass mit meiner eigenen Schulbildung etwas nicht stimmte.
Ursprünglich wollte ich erforschen, was Kinder eigentlich im Klassenzimmer lernen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die Schule völlig ineffizient ist, dass Kinder viel Zeit damit verbringen, wenig zu lernen. Im Hinterkopf hatte ich die ganze Zeit die Frage: "Was ist falsch an der Art und Weise, wie Kinder in der Schule lernen?"
Bücher:
Informelles Lernen: Wie Kinder zu Hause lernen - von Alan Thomas (Autor), Harriet Pattison (Autor), Matthias Kern (Übersetzer)
Bildung zu Hause: Eine sinnvolle Alternative - von Alan Thomas (Autor), Matthias Kern (Übersetzer)
Harriet Pattison
Studie zum lesen lernen:
ABSTRACT
Diese Studie positioniert sich als historisches und kulturelles Ereignis, das aus politischen, philosophischen und persönlichen Gründen zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Form stattfand. Ihr Gegenstand ist die Behauptung einiger Eltern, die zu Hause unterrichten, dass ihre Kinder lesen lernen, ohne unterrichtet zu werden. Anstatt solche Kinder als Ausnahmen von einer etablierten Bildungsnorm zu betrachten, überdenkt diese Arbeit das Lesenlernen durch das Verständnis der Eltern vom Lesenlernen auf der Grundlage der Bedeutungen, die Schlüsselbegriffen wie "Kind", "Unterricht" und "Lesen" zugewiesen werden, und der rhizomatischen Struktur, die diese Begriffe miteinander und mit politischen, ideologischen und erkenntnistheoretischen Auffassungen verbindet. Diese alternative Perspektive schafft einen Raum - physisch, zeitlich und theoretisch - in dem verschiedene Interpretationen des Lernens, wie die der Komplexitätstheorie, in Betracht gezogen werden können.
Dabei wird die technologische Sichtweise, dass Lesen durch eine Reihe von Voraussetzungen in einem bestimmten soziokulturellen Umfeld erreicht wird, sowohl aus philosophischen als auch empirischen Gründen in Frage gestellt. Allerdings wird diese Untersuchung wiederum von den erkenntnistheoretischen Annahmen geleitet und eingeschränkt, die der Promotion als Objektivierung intellektueller Spitzenleistungen zugrunde liegen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit diesen Einschränkungen und den Beitrag, den die Forschung angesichts dieser Einschränkungen leisten kann.2
Bücher:
Rethinking Learning to Read - by Harriet Pattison (Autor), Alan Thomas (Vorwort)
Informelles Lernen: Wie Kinder zu Hause lernen - von Alan Thomas (Autor), Harriet Pattison (Autor), Matthias Kern (Übersetzer)
Gina Riley
Gina Riley, Ph.D., ist Schulpsychologin, klinische Professorin und Programmleiterin des Programms für Sonderpädagogik für Jugendliche am CUNY - Hunter College. Dr. Riley hat viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung, Lernschwierigkeiten und emotionalen/verhaltensbedingten Behinderungen. Sie ist außerdem eine erfahrene Akademikerin mit jahrelanger Lehr-, Forschungs- und Supervisionserfahrung in den Bereichen Sonderpädagogik, Psychologie, Schulpsychologie und psychosoziale Beratung. Darüber hinaus verfügt Dr. Riley über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Online-, Hybrid- und hyflex Bildung. Sie ist international bekannt für ihre Arbeit in den Bereichen Homeschooling, Unschooling und intrinsisch motiviertes Lernen. Zu ihren Büchern gehören Unschooling: Exploring Learning Beyond The Classroom (Palgrave Macmillan, 2020), The Homeschooling Starter Guide (Simon & Schuster, 2021) und das von ihr mitverfasste The Joys of Self-Directed Learning (Ricci Publishing, 2022). Dr. Riley ist designierte Präsidentin der New York State Association of Teacher Educators.3
Studien:
Zusammenfassung: Unschooling ist eine Variante des Hausunterrichts, bei der die Kinder nicht nach einem festen Lehrplan, sondern durch Erfahrungen im Alltag lernen. Da sich immer mehr Familien für Unschooling entscheiden, ist es wichtig, die Funktionsweise dieser philosophischen und pädagogischen Entscheidung genauer zu untersuchen. Schätzungsweise 12 % der Familien, die zu Hause unterrichtet werden, verzichten auf den Unterricht ihrer Kinder. Die Unschooling-Umgebung selbst bietet Raum für selbstbestimmtes und intrinsisch motiviertes Lernen und scheint eine direkte pädagogische Anwendung der Selbstbestimmungstheorie und der kognitiven Bewertungstheorie von Deci und Ryan (1985) zu sein. In diesem Beitrag beschreibt der Autor, wie die Unschooling-Umgebung ein modernes Beispiel für echtes, intrinsisch motiviertes Lernen ist. Der Autor geht auch darauf ein, wie Unschooling-Familien auf natürliche Weise die drei psychologischen Bedürfnisse erfüllen, die in der kognitiven Bewertungstheorie entwickelt wurden, insbesondere die Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit.
Abstrakt: Unschooling ist eine Form des Hausunterrichts, bei der das Lernen nicht durch das Befolgen eines festgelegten Lehrplans, sondern durch reale Erfahrungen erfolgt. Unschooling-Eltern versuchen nicht, die Schule oder schulähnliche Aktivitäten zu Hause nachzuahmen. Stattdessen sind die Kinder für ihre eigene Bildung verantwortlich, die in der Regel mit ihren eigenen Motivationen, Vorlieben und Lernstilen übereinstimmt. Das ist etwas ganz anderes als das, was wir im Klassenzimmer einer öffentlichen Schule sehen oder erleben, wo der Lehrplan strikt eingehalten wird und der Lernfortschritt der Schüler/innen durch Tests bewertet wird. In dieser Studie soll untersucht werden, wie und wann Unschooler ohne einen festen Lehrplan lesen lernen. Achtundzwanzig Erwachsene ohne Schulbildung (ab 18 Jahren) wurden interviewt und gebeten, sich an ihre Erfahrungen mit dem Lesen und Lesenlernen zu erinnern. Anhand dieser Interviews wollte die Autorin herausfinden, wie das Lesen auf natürliche Weise und ohne das Zutun von Erwachsenen erlernt werden kann und wie sich dies auf die spätere Motivation für das Lesen, Schreiben und andere akademische Bemühungen auswirken kann.
Naomi Fisher
Dr. Naomi Fisher ist eine unabhängige klinische Psychologin und EMDR-Europe-Trainerin. Sie ist spezialisiert auf Trauma, Autismus und alternative Erziehungsansätze. Sie arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Sie ist die Autorin von Changing our Minds: How Children Can Take Control of their Own Learning (Robinson, 2021) und A Different Way to Learn: Neurodiversity and Self-Directed Education (JKP, 2023).
Sie bietet regelmäßig Webinare und Minikurse an. Sie verbinden psychologische Theorie und Erkenntnisse mit Ideen, die du sofort in die Praxis umsetzen kannst.4
to be continued …
Thomas, A. (2002). ‘Informal learning, home education and homeschooling’, The encyclopedia of pedagogy and informal education.[https://infed.org/mobi/informal-learning-home-education-and-homeschooling-home-schooling/. Retrieved: 08.03.2023].
Dr. Alan Thomas ist Gastwissenschaftler am Institute of Education, University of London. Zuvor war er an der Northern Territory University in Darwin, Australien, tätig. Er ist Fellow der British Psychological Society. Er kann unter a.thomas@ioe.ac.uk kontaktiert werden.
© Alan Thomas 2002
https://etheses.bham.ac.uk/id/eprint/5051/1/Pattison14PhD.pdf
https://ginarileyphd.com
https://www.naomifisher.co.uk